ESSLINGER WEINERLEBNISWEG

Herbst im Weinberg: Wenn sich das Laub bunt färbt, lockt jeder Sonnenstrahl nach draußen. Ein Spaziergang durch die Steillagen hoch über dem Neckar gehört dann zu den schönsten Aktivitäten im Freien. Für Weininteressierte, die nicht nur die Bewegung und schöne Ausblicke schätzen, gibt es vielerorts eigens eingerichtete Weinwanderwege. Wanderer erfahren dort an verschiedenen Stationen im Vorübergehen Wissenswertes zum Weinbau, den Rebsorten und der Landschaft. Der Esslinger Weinerlebnisweg ist besonders sonntags ein Tipp, denn am Schenkenbergtreff schenken die Jungwinzer dann Blanc de Noir, Rosé, Weiß- und Rotweine der Weingärtner Esslingen ins Glas ein.

Steillagen-Tour: 2017 wurde der »Esslinger Weinerlebnisweg« (mitsamt dem »Esslinger Weinwandertag«) mit dem Weintourismus-Preis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Der Weinerlebnisweg, der auf Initiativen der Weingärtner Esslingen und des Staffelsteiger-Vereins Esslingen zurückgeht, führt seit 2016 durch die Steillagen oberhalb der Stadt. Er bietet nicht nur spektakuläre Ausblicke auf die mittelalterliche Altstadt, sondern informiert an 20 Stationen über die Geschichte der Terrassenweinberge und über die Arbeit im Weinberg. Themen sind beispielsweise Trockenmauern, Pflanzenschutz im Weinberg, Flora und Fauna oder die Weinjahreszeiten. Hinter »Esslingens einziger Bergbahn« verbirgt sich eine Monorackbahn: So werden die schmalen Einschienen-Zahnradbahnen genannt, die auch extreme Steigungen überwinden. Sie erleichtern den Transport schwerer Lasten, ob Arbeitsgerät oder Lesegut bei der Traubenernte. Ein »Wengertschütz« wiederum ist ein Helfer im Weinberg, der durch Schüsse (aus der Schreckschusspistole) oder andere laute Geräusche mit der Ratsche oder Wengertpeitsche die Trauben vor diebischen Vögel schützt.

Weintourismus-Preis: Seit 2012 vergibt die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) gemeinsam mit den beiden Weinbauverbänden Badens und Württembergs den »Weintourismus-Preis«. In den Weinbauregionen Badens und Württembergs liegen einige der steilsten Weinberge Deutschlands – in der Ortenau und im Markgräflerland ebenso wie am Neckar und der Enz. Sie sind wenig rentabel, da arbeitsaufwendig – immer weniger Winzer muten sich den Knochenjob zu. Doch landschaftlich sind die steilen Terrassenweinberge mit Neigungen bis zu 75 Grad eine Augenweide. 2017 gingen die Auszeichnungen daher an zwei Projekte, die sich besonders für den Erhalt des Steillagenweinbaus einsetzen und seine weinbautechnischen Besonderheiten erlebbar machen. Neben Esslingen wurde das Weingut Alte Grafschaft in Kreuzwertheim im Taubertal, das einen Spazierweg zum Thema »Biodiversität im Satzenberg« entwickelt hat, mit einem weiteren Preis ausgezeichnet.

Finanztopf für den Erhalt der Kulturlandschaft: Auch das Land sieht sich in der Pflicht: Ab 2018 will die Landesregierung die Förderung für die Steillagen von 900 Euro pro Hektar auf 3000 Euro erhöhen. Das liegt zwar noch immer unter dem Wunsch des Württemberger Weinbauverbands, der auf 5000 Euro für die mühselige (und beim Trockenmauerbau auch teure) Arbeit gehofft hatte. Von rund 28.000 Hektar Weinfläche in Baden und Württemberg sind laut Agrarministerium rund 1000 Hektar Steillagen, die nicht maschinell zu bewirtschaften sind.

Schenkenbergtreff: April–Juli, Sept., Okt. So und feiertags 11–18 Uhr

Staffelsteiger-Flyer zum Esslinger Weinerlebnisweg

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