NORDWEIN AUS NIEDERSACHSEN

Konkurrenz im Norden: Renommierte Weinanbaugebiete gibt es einige in Deutschland – vorzugsweise im Süden des Lands. Nun hat das Land Niedersachsen erstmals vom Bund Weinbaurechte erhalten. Nach einer EU-Neuregelung wurden zehn Antragstellern Rebpflanzungen genehmigt, teilte das niedersächsische Agrarministerium vergangene Woche mit. Wer bisher in Niedersachsen Wein erzeugen wollte, konnte dies nur als Hobby-Winzer mit maximal 99 Rebstöcken tun. So gab es bislang nur einige wenige Privatleute, die den Wein zum Beispiel in Hitzacker, bei Oldenburg und Wolfenbüttel anbauen oder Parzellen des bischöflichen Weinbergs in Hildesheim gepachtet haben. In Zukunft können interessierte Winzer erstmals auch erwerbsmäßig Wein anbauen, vermarkten und vertreiben.

Friesischer Wein statt griechischer Wein? Große Sprünge werden die Weinbauern aus den Landkreisen Göttingen, Lüneburg, Oldenburg, Schaumburg, Ammerland, Osnabrück und Friesland sowie der Region Hannover allerdings nicht machen können: Denn die Genehmigung gilt insgesamt nur für überschaubare 7,6 Hektar. Den Markt aufmischen kann man mit niedersächsischem Wein zunächst also ganz sicher nicht – er wird (wie der Hamburger Hafenwein) erstmal eine Rarität bleiben. Um Grand Crus aus Friesland zu trinken, muss man sich noch eine Weile in Geduld üben – zu Spott besteht jedoch kein Anlass, gelingt es doch schon jetzt, im Norden trinkbare Tropfen zu erzeugen.

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Deutschlands neue Winzer: Der neuen EU-Verordnung zufolge sollen die Mitgliedstaaten jeweils Neupflanzungen von jährlich 1 % der bisherigen Rebfläche genehmigen. In Deutschland wurde für die Jahre 2016 und 2017 die zusätzliche Fläche aber vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf 0,3 % begrenzt. Das sind rund 300 Hektar pro Jahr; davon wurden jedem Flächenbundesland zunächst pauschal fünf Hektar zugeteilt. Für die restliche Fläche gilt: Steillagen werden bevorzugt. Je stärker die Hangneigung, desto größer die Chance auf ein Pflanzrecht. Insbesondere Hanglagen im Harz und im Weserbergland könnten sich also gute Chancen ausrechnen. In Deutschland erteilt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) anhand eines »Rankings« aller Antragsteller aus allen Regionen solche Genehmigungen.

Wein von der Waterkant: Ohnehin rücke der Weinbau wegen des Klimawandels immer weiter in Richtung Norden, meinen Experten. Lange galt der 52. Breitengrad für Winzer als Polargrenze (der auf der Höhe von Bielefeld verläuft), doch mittlerweile finden sich Rebflächen an der Ostsee, auf Sylt, in Hamburg und bei Kiel. Im »Land zwischen den Meeren« wird schon seit 2009 Wein kultiviert, selbst im rauen Inselklima auf Föhr wachsen Reben. Möglich machte den Aufstieg Schleswig-Holsteins zum Weinland damals Rheinland-Pfalz, das Pflanzrechte für 10 Hektar an das Bundesland hoch im Norden abtrat. Auch in Dänemark, England und Skandinavien gibt es schon ähnliche Versuche.

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